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Große Menschen haben ein erhöhtes Thromboserisiko

Und es kommt doch auf die Größe an: Schwedische Forscher haben herausgefunden, dass große Menschen ein höheres Risiko für gefährliche Gefäßverschlüsse haben als kleine. Nach Ansicht der Wissenschaftler sollte man Körpergröße genau wie Übergewicht und Rauchen als Risikofaktor für Thromboembolien bewerten. An deren Folgen sterben allein in Deutschland jährlich 100.000 Menschen.

Erhöhtes Thromboserisiko durch KörpergrößeWas sind Thromboembolien?

Thromboembolien sind die häufigsten Gefäßverschlüsse. Das verursachende Gerinnsel entsteht meistens in linker Herzvorkammer oder tiefen Beinvenen. Vom Blut weitertransportiert verschließt es Venen des Lungenkreislaufes (Lungenembolie) oder Arterien des Körperkreislaufes (arterielle Embolie). Im letzteren Falle sind meistens Gehirn oder Herz betroffen, was sich in Schlaganfällen und Herzinfarkten äußert.

Eine groß angelegte Studie in Schweden

Bengt Zöller und seine Kollegen von der Universität Lund in Malmö haben Daten von über 2,7 Millionen Schweden ausgewertet – mehr als einem Viertel der Bevölkerung. Die Werte stammen von 1,6 Millionen Wehrpflichtigen der Geburtenjahrgänge von 1951 bis 1992. Hinzu kamen 1,1 Millionen Erstgebärende, die ihr Kind zwischen 1982 und 2012 bekamen. Alle Probanden beobachtete man bis 2014. Familiäre und umweltbedingte Faktoren haben die Forscher ausgeschlossen, indem sie Zwillingsgeschwister unterschiedlicher Körpergröße mit auswerteten.

Das Ergebnis

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass große Menschen ein wesentlich größeres Thromboembolie-Risiko haben als kleine. Bei Männern über 1,90 Meter war es gegenüber solchen unter 1,60 Meter um 65 % erhöht. Ebenso um 69 % bei Frauen über 1,85 Metern gegenüber solchen unter 1,55 Metern. Der Zusammenhang könnte erklären, warum die Zahl der Thromboembolien in den letzten Jahren ansteigt: Die Körpergröße nimmt nämlich auch zu.

Warum ist das Thromboembolie-Risiko bei großen Menschen größer?

Zöller vermutet einen ganz einfachen Grund: Größere Menschen haben längere Beinvenen und somit eine größere Gefäßstrecke, auf der es zu Problemen kommen kann. Ebenso dürfte die Schwerkraft eine Rolle spielen, denn bei großen Menschen ist der hydrostatische Druck in den Beinen höher. Dadurch treten in den Beinvenen häufiger Stauungen und somit Gerinnselbildungen auf.

Mehr Thromboembolien und Krebs, aber weniger Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Andere Untersuchungen haben ergeben, dass bei großen Personen nicht nur das Risiko für Thromboembolien höher ist, sondern auch für Krebserkrankungen. Ein kleiner Trost für die Langen unter uns: Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung konnten zeigen, dass diese ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes haben.

Literatur
1. Zöller B, Ji J, Sundquist J, Sundquist K (2017): Body Height and Incident Risk of Venous Thromboembolism: A Cosibling Design. Circ Cardiovasc Genet 10(5). pii: e001651.
2. Stefan N, Häring HU, Hu FB, Schulze MB (2016): Divergent associations of height with cardiometabolic disease and cancer: epidemiology, pathophysiology, and global implications. Lancet Diabetes Endocrinol. 4(5): 457-467.